Mühlenbesitzer
Die „Thomas von Bernsteins Mühle“ – ab 1548
1548 wird die Mühle erstmalig als „Neue erbaute mulen“ im Lehnsbrief des Magnus von Bernstein vom Rittergut Polenz durch Kurfürst Moritz erwähnt: „Das Rittergut Poletz sampt dem dorffe und einer muelen unnder Polentz gelegen, auch einr Neue erbauten mulen unnder der Langen Wiesen der der Kleinen drebisch dem Wasser gelegen […]“ (SächsStA-D, Lehnsbrief des Magnus von Bernstein, 1548)
Dass es sich bei der „Neue erbauten mulen“ um die heutige Preiskermühle handelt, erschließt sich durch die Beschreibung der Lage („unnder der Langen Wiesen“). Die Preiskermühle liegt bachabwärts, unterhalb der sogenannten Langen Wiese. Die Bezeichnung ist als solche auch in den sächsischen Meilenblättern vermerkt.
1551 wird der Ort Semmelsberg, wo sich die Mühle befindet, zum ersten Mal im Steuerregister mit „Dye Leute yhm Semels Grund“ erwähnt. Ein direkter Bezug zu Mehlmühlen kann damit hergestellt werden, da „semel“ in damaliger Zeit feines Weizenmehl bedeutete. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass der heutige Ort Semmelsberg seinen Namen von den hiesigen Mühlen – der heutigen Grundmühle (ehem. Niedermühle) und der Preiskermühle (ehem. Obermühle, bzw. „Thomas von Bernsteins Mühle“) – bekam.
1588 wird das Rittergut Polenz unter den Söhnen Magnus von Bernsteins in Nieder- und Oberpolenz geteilt. Albrecht von Bernstein bekommt das Rittergut Oberpolenz mit der Niedermühle und Thomas von Bernstein erbte mit dem Niederpolenzer Rittergut die heutige Preiskermühle: „[…] Thomas von Bernstein auf dem Neuenbau, welcher die Obermühlen bekommen […]“ (Teilungsvertrag über das Rittergut Polenz, SächsStA-D, 10428 Grundherrschaft Niederpolenz, Nr. 60, Bl. 13 r)
Im fortlaufenden Text des Teilungsvertrages heißt es unter Punkt 12 zu Wehr und Mühlgraben: „Deßgleichen den Mühlgraben zur Obermühlen gehörigk bis an den Köttewitzer steigk Jherlichen und Erblichen zu Reumen schuldigk sein […]“ Der Kettewitzer Steig ist die aktuelle Straße nach Kettewitz, welche das Grundstück der Preiskermühle schneidet. Der Obergraben der Preiskermühle geht noch heute bis zu dieser Straße und wird dann unter ihr in den Radkasten der Mühle zum ehemaligen Antrieb des Wasserrades geleitet.
1596 übernimmt Jhan Magnus von Bernstein die Mühle sowie den weiteren Besitz von seinem Vater Thomas von Bernstein.
1647 , also kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, erwirbt Paul Scipien das Erbgut Niederpolenz nach dem Tod des Jan Magnus von Bernstein in einem schlechten Zustand: „Nun wir dann befinden das solch Gütlein, so ohne des geringer importanz sein soll, bey den vorgegangenen Kriegswesen sehr verwüstet und depretüret (entwertet) worden …“ (Pfarrarchiv St. Afra, Meißen).
1652 pachtete der Müller Georg Huhn für 20 Taler die Mühle für ein Jahr. Da die heutige Preiskermühle zu dieser Zeit unmittelbarer Teil des Rittergutes Niederpolenz war, konnte diese immer nur über kurze Zeiträume verpachtet werden.
Die Obermühle – ab 1723
1723 wird die Mühle von Alexander von Miltitz (damaliger Besitzer des Rittergutes Niederpolenz) an Hans Freymann für 350 Gulden verkauft. Dieses Datum ist auch im Schwellbalken des Hauptgebäudes verewigt. Damit wird die Mühle vom Rittergut Niederpolenz abgetrennt und in ein Erbzinsgut umgewandelt. Freymann ist nun Lehnsmann der Mühle. Es gibt also keine befristete Pachtzeit mehr. Der Müller ist allerdings noch zu bestimmten Abgaben verpflichtet. Die Mühle hat zum Zeitpunkt des Kaufes durch Freymann zwei Mahlgänge, einen Ölschlag und 87,5 Schock Steuergrund-Schätzwert.
Nach 23 Jahren Eigenbetrieb verpachtet Hans Freymann seine Mühle ab dem 3. Dezember 1746 laut Pachtvertrag für weitere sechs Jahre an seinen Sohn Johann Christoph Frey: „Es verpachtet Meister Johann Freyh, seine unter Nieder-Polentz gelegene Mahl Mühle, mit 2 gangbaren Mahlgängen benebst einen Oel-Schlag, samt darzu gehörigen Feld-, Baum- und Wiesenwachs wie solches Verpachter seither genuzet und gebrauchet […] an seinen Sohn Johann Christoph Freyh, Mühl- Pursch auff 6 Jahr lang, als 3 Jahr gewiß und 3 Jahr ungewiß, von Walpurgis 1747, geb. Gott! An biß wieder dahin 1753 […].“ Weitere interessante Details wurden im Pachtvertrag festgelegt, u. a. folgende Abmachungen: „[…] die Tächer, wo nöthig in guten Stande zu erhalten und alle Jahr 15 Gebund Schobe lassen aufdecken […].“ Dies lässt darauf schließen, dass mehrere Gebäude zu dieser Zeit vorhanden und diese mit Stroh gedeckt sind. Johann Christoph verpflichtet sich zudem zur Reparatur der Mühle und anderer Gebäude: „[…] es behält der Verpächter das Quer- Hauß vor sich, daßelbe zu bewohnen und auch darinnen einen Schwein-Stall zu gebrauchen.“
1750 wird nach nur 3,5 Jahren der Pachtvertrag zwischen Vater und Sohn vorfristig aufgelöst und die Mühle für 1.125 Gulden an den zukünftigen Schwiegersohn Gottlieb Tamme (Ehemann der Tochter Maria Rosine Freyh) verkauft. Ein umfangreicher Auszug im Vertrag gibt wiederum Hinweise auf die drei Mühlengebäude, deren Einteilung und Nutzung: „Endlich hat Verkäufer […] zum Auszuge sich bedungen […] zur freyen Herberge den gantzen Oberstock im Quer-Hause, als die Stube, Kammern, nebst Boden, den daran gebauten Holzschuppen, die Bienen-Burgk an der Scheune, ein Fleckgen darinnen zu handtieren, ein Schwein-Stall unten im Quer-Hause, ein Grätze-Gärthgen über den Mühlgraben […].“
1760 stirbt Gottlieb Tamme als Soldat während des Siebenjährigen Krieges am 22. Juli. Die Mühle wird wieder für 1.200 Gulden an den jüngsten Sohn des Vorbesitzers, an Johann Gottfried Frey, verkauft. Neben den wichtigen Abmachungen zur Altersversorgung des Hans Frey werden im Kaufvertrag detaillierte Inventarlisten aufgeführt.
Auszug aus dem Inventar der Mühle:
- „[…] zwey tüchtige Mahl-Gänge mit allen Zugehörungen, einen dergleichen Oehlschlag,
- zwey Melkasten, ein versetze Kästgen,
- eine Brech-Stange,
- einen Mahl-Stein-Ring,
- eine Breit-Pille, eine Spitz-Pille,
- sechs eiserne Trathene Siebe,
- drey Beutel,
- zwey eiserne Hammer,
- einen Bock und einen Hohl Meustel [Meißel],
- zwey Wasch-Körbe, vier Ausschütte-Faße,
- eine Schüppe, eine Mulde, eine Feege,
- zwey Grauppen Läuffe, zwey Mahl-Läuffe,
- eine große und eine kleine Kette,
- ein Maß Viertel mit Eisen beschlagen [1 Viertelscheffelmaß],
- eine Metze, eine halbe Metze, ein Mäßgen [1/4 Metze],
- eine neue Welle, so an der Stube vor dem Fenster lieget […].“
Unter Punkt 7 der Inventur sind verschiedene Gerätschaften und Werkzeuge erwähnt: „[…] drey Feilen, ein Eichen-Faß zum Wäsche waschen, zwey lange Leitern, drey kürzere dergleichen, einen Rieffel Kamm, einen Jauchzen Zober, mit Nosteln und Schuppe, einen Hund nebst Kette […]“ (SächsStA-D, 12613 Gerichtsbücher, Nr. GB AG Meißen, Nr. 154).
1786 verkauft Johann Gottfried Frey die Mühle an seinen Sohn Johann Christoph Frey für 1.600 Gulden.
Die Preiskermühle – ab 1789
Mit der Erlaubnis des Lehn- und Gerichtsherrn des Rittergutes Niederpolenz kann Johann Christoph Frey die Mühle an Johann Gottlob Preusker, auch Preisker genannt, aus Sachsdorf 1789 für 2.000 Gulden verkaufen. Damit endet die Zeit der Mühle im Familienbeisitz der Familie Frey nach insgesamt 66 Jahren.
Nach 24 Jahren in Preiskers Besitz veräußert dieser im Jahr 1813 die Mühle an seinen gleichnamigen Sohn für 3.000 Taler, der 1833 stirbt. Die Mühle geht zunächst an die Mutter des verstorbenen Sohnes und damit an die Witwe des Altbesitzers, an Johanne Rosine (geb. Wetzel). Die Mühlenauszüglerin verkauft die Mühle 17 Tage später an ihren zweiten Sohn Carl Gottlieb Preisker für 2.500 Taler. Für die Mutter werden wieder der Lebensunterhalt und eine Wohnung im Kaufvertrag geregelt. Carl Gottlieb Preisker erwirbt zudem von der Gemeinde Semmelsberg die Konzession zum Branntweinbrennen.
Nach Carl Gottliebs Tod im Jahr 1842 erbt seine Schwester Johanne Rosine Preisker die Mühle. Sie kauft 1843 den Reihenschank von der Gemeinde Semmelsberg und erwirbt somit neben der Müllerei das Recht, eine Schankwirtschaft zu betreiben. Bis 1858 behält sie die Mühle, die nachfolgend ihre Schwester Christiane Eleonore Preisker erbt und diese bis 1866 fortführt. Christiane Eleonore verschuldet sich zeitlebens mit 39 Legaten bei Kirche, Schule usw. so stark, dass der eingesetzte Universalerbe Carl August Lippert (Hausschlachter aus Obersemmelsberg) am 11. Mai 1866 die Mühle verkaufen muss, um die Schulden zu begleichen. Damit endet nach 77 Jahren die Ära der Familie Preisker als Namensgeber der Mühle.
Bereits am 29. November desselben Jahres erwirbt der Polenzer Bauer Carl Gottfried Zscheile die Preiskermühle, der dafür sein vormaliges Gut verkauft hat. Er verunglückt drei Jahre später durch einen Sturz in die Kleine Triebisch tödlich. Seine Frau Christiane Eleonore Zscheile übernimmt 1869 die Mühle und verkauft sie nach einem Jahr an Moritz Hermann Richter, Sohn des Munziger Mühlenbesitzers.
Die Preiskermühle behält ihren Namen – 1870
Moritz Hermann Richter baut neben der Müllerei die Gaststätte, die Bäckerei und den Kohlehandel aus. In diese Zeit fällt u. a. der neue Saalanbau an das Mühlengebäude (1875). Um 1880 stellt Richter den Betrieb der Brennerei nach 47 Jahren ein. Nachfolgend werden ab 1890 bis 1895 – nach 20 Jahren im Geschäft – auch die Müllerei und die Bäckerei aufgegeben. Die Einstellung der Müllerei war eine Reaktion auf die Folgen der Industrialisierung, in welcher sich die Kleinmüllerei nicht mehr lohnte. Der Ausbau der Mühle zum Ausflugslokal mit Saalanbau, Lindengarten und Teichwirtschaft wird durch Moritz Hermann vorangetrieben. Er verstirbt am 31. Juli 1912. Sein Sohn Albert Max Richter übernimmt am 13. Dezember 1919 die Geschicke der Preiskermühle.
Richter sorgt für Innovationen: Um eigenen Strom zu gewinnen, wird 1922 das oberschlächtige Rad auf eine Francis-Turbine (Typ LNO III der Meissner Firma Schindler & Grünewald) umgestellt. Weiterhin erfolgen um 1930 Planungen zum Bau eines Schwimmsportbeckens auf der Langen Wiese zwischen Kleiner Triebisch und dem Mühlgraben.
Als Albert Max Richter 1945 stirbt, führt seine Frau Elsa Frieda Richter die Gastwirtschaft bis 1961 fort. Sie übergibt die Mühle an ihre Tochter Klara Elfriede Charlotte Schmoll, nachdem diese wiederum ihre Schwester Margarethe Erika Güldner ausgezahlt hatte.
Die Preiskermühle nach 1945
Klara Elfriede Charlotte Schmoll und ihr Mann führen den Gaststättenbetrieb bis zum 30. September 1984 weiter. Es gibt Bemühungen, die Preiskermühle (Mühlengebäude und Scheune) an die LPG „Florian Geyer“ in Heynitz zu verkaufen. Die LPG plant, die Gaststätte ab dem 1. Januar 1985 im Eigenbetrieb weiterzuführen und saisonal als Kinderferienlager und Urlaubsobjekt zu betreiben, wofür aber keine weiteren baulichen Veränderungen angedacht sind. Familie Schmoll soll nach dem Umbau und der Instandsetzung vom Mühlengebäude zum Urlaubsobjekt ins Seitengebäude (ihr verbliebenes Eigentum) ziehen und weiterhin den hinteren Garten benutzen dürfen.
Das Projekt scheint nie umgesetzt worden zu sein. Dafür gibt es Interesse vom Volkseigenen Betrieb der „Wissenschaftlich-technischen Keramik Meissen“ (WTK), der ab Ende 1985 wiederum den Kauf der Preiskermühle und den Umbau zum Ferienobjekt plant. Familie Schmoll verkauft die Mühle schließlich am 16. Oktober 1986 an die WTK und zieht im selben Jahr noch aus.
Von 1986 bis 2003 steht die Mühle leer und verwahrlost.
Nach der Insolvenz der WTK (1990) lässt die Gemeinde Garsebach eine Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Übertragung aktenkundig vermerken.
Am 10. Dezember 1993 kauft Wolfgang Müller die Preiskermühle von der Treuhandliegenschaftsgesellschaft und wird am 14. Mai 1997 in das Grundbuch eingetragen.
Nach dem Tod Müllers wird das Grundstück laut Erbschein vom 5. Dezember 1997 auf seine Tochter aus Dresden übertragen. Am 4. Oktober 2001 veräußert Frau Tröger das Grundstück an die Hauff Immobilien GmbH Dresden, welche die Preiskermühle wiederum am 8. Dezember 2003 an die jetzigen Besitzer – die Familie Flade – verkauft.
Familie Flade zieht im Sommer 2004 mit ihren Kindern in die provisorisch hergerichtete Wohnung des Mühlengebäudes und beginnt mit der Beräumung und Freischneidung des Geländes. Anfangs liegt kein Wasser-, Telefon- und Gasanschluss vor. Dennoch wählen die Flades die Preiskermühle zu ihrem Lebensmittelpunkt, worin gearbeitet und gelebt werden soll. Dazu errichteten sie sich im Erdgeschoss des alten Saalanbaus eine Restaurierungswerkstatt, in welcher seitdem bereits zahlreiche Projekte realisiert werden.
Der Förderverein Preiskermühle kümmert sich seit 2009 um die wasserbaulichen Außenanlagen und hat bereits die Sanierung des Teiches und der Naturkegelbahn umsetzen können. Weitere Maßnahmen sind geplant. Ob die Gastronomie zukünftig wiederbelebt werden kann, ist nicht sicher.