Bauhistorie

Bisher ist nicht geklärt oder durch Quellen belegt, ob die Nebengebäude und die Scheune erst nach dem Bau des Haupthauses der Preiskermühle oder ob alle Gebäude als Gesamtensemble entstanden sind. Bekannt ist, dass im Laufe der Zeit nicht nur eine Müllerei, sondern auch weitere Gewerbe betrieben wurden wie z. B. Bäckerei, Brennerei, Bewirtung mit kalten Speisen, Brennstoffhandel, Fuhrgeschäft und Landwirtschaft zum Eigenbedarf mit Tierhaltung (Pferde, Kühe, Schweine, Hühner).
Bei den Recherchen zur Mühlengeschichte sind Planzeichnungen ab 1875 entdeckt worden, die die baulichen
Veränderungen dokumentieren. Es gibt auch einiges darunter, was nie begonnen wurde…

Der Beginn des Feierns in der Mühle – der neue Saal – 1875

Moritz Hermann Richter erkannte das Potentzial des Grundstückes als Ausflugsort. Hinzu kam das Mühlensterben kleiner Mühlen durch den Bau großer, dampfbetriebener Industriemühlen. Auf der Zeichnung zum Anbau des Saales ist der geplante, große Schornstein an der Rückseite des neuen Saalanbaus zu erkennen was auf eine Vergrößerung der bereits vorhandenen Bäckerei im Erdgeschoss schließen lässt.

Die heutige hofseitige (ursprünglich komplette) Schieferdeckung des Mühlenhauses ist vermutlich ebenfalls auf die Zeit des Saalanbaus durch Richter ab 1875 zurückzuführen. Um den Anbau des Saales an das Mühlengebäude optisch anzugleichen, wurde auch gleichzeitig die Dachdeckung der Mühle erneuert.
Der „Saalanbau“ bestand im ersten Obergeschoss aus dem Saal mit ca. 100 qm und im Erdgeschoss aus zahlreichen Wirtschafts- und Lagerräumen

Eine neue Esse – 1879

Ebenfalls in die Zeit Richters fällt die Neuerrichtung einer Esse im Nebengebäude (Auszugshaus), welche auch nur im Obergeschoss genutzt wurde. Im Erdgeschoss befanden sich damals Ställe und der Wagenschuppen. Das Dachgeschoss war unausgebaut und mit zwei provisorischen Mägdekammern versehen.

Ein Lindengarten mit Gondelteich – vermutlich um 1900

Moritz Hermann Richter und sein Sohn Max waren nach dem Bau des Saales damit beschäftigt, die Außenanlagen des Grundstückes für die Bewirtung unter freiem Himmel zu erschließen. In der Zeit um 1900 muss der Teich und der Schankgarten hinzugekommen sein, da es bereits 1907 eine Postkarte gibt, auf der Moritz Hermann am Rand des Teiches stehend zu erkennen ist. Im Hintergrund sind zudem die noch kleinen, maximal zehn Jahre alten Linden des neu angelegten Schankgartens zu sehen.
Mit der Erschaffung des Gondelteiches und dem angeschlossenem Schankgarten unter Lindenbäumen wurde die Preiskermühle ein wichtiges Ausflugslokal in der Umgebung von Meißen. Hinzu kam, dass weniger trittsichere Personen mit der Kleinbahn ins Triebischtal direkt bis vor die Mühle (Haltepunkt Preiskermühle) fahren konnten. Es soll Wochenenden und Feiertage gegeben haben, an denen wallfahrtsartig große Menschenmengen zur idyllisch gelegenen Preiskermühle gekommen sind. Mit Gondelteich und Naturkegelbahn zur körperlichen Ertüchtigung, Kaffee und Kuchen sowie einem guten Meißner Bier entwickelte sich die Preiskermühle zu einem beliebten Ort. Familie Richter erkannte sehr schnell den Wunsch der Menschen, sich in der Natur zu bewegen und vom Alltag zu erholen.

Ab jetzt sicher schwoofen! – 1914

Nachdem Moritz Hermann Richter 1912 verstorben war, beantragte seine Witwe Klara eine Außen-Nottreppe zum Saal. Dieser Antrag wurde genehmigt und auch umgesetzt – immerhin nach 37 Jahren Bewirtschaftung ohne Nottreppe!